Das geheimnisvolle Buch
Vor einigen Jahren besuchte ich eine Verkaufs-Ausstellung
des von mir sehr geschätzten Künstlers Alexander Costa. Nicht jedes seiner
Werke ist meines Erachtens ein Meisterwerk. Aber mir gefallen seine Bilder,
denn sie haben so etwas grundsätzlich Positives. Und wie die meisten malenden
Künstler hatte er in der Ausstellung seine Werke auf verschieden große
Leinwände gebannt und an die hohen Wände des Schlosses in Miltach gehängt. So
betrachtete ich mit Genuss seine Motive, seinen Stil und die von ihm gewählten
ausdrucksstarken Farben. Ich bewegte mich sozusagen an der Wand entlang von
Bild zu Bild, staunend, schmunzelnd, ob der Kreativität auch bewundernd … bis
ich an einen großen Tisch kam, der nahe einer Wand stand. Es war ein sehr
großer massiver Tisch. Und darauf lag ein Buch. Ein großes, eigentlich eher ein
riesiges Buch. Es war aufgeschlagen und neugierig beugte ich mich über dieses.
Man durfte als Besucher in diesem Buch blättern. Man sollte das sogar. Also war
es gar nicht so geheimnisvoll, wie die Überschrift dieses Abschnittes das
suggerieren sollte. Naja …
Das Buch der Kreativität
Und was stand in diesem Buch nun geschrieben?
In dem Buch befanden sich weitere Bilder des Künstlers –
allesamt original von ihm in dieses Buch gemalt und gezeichnet. Alexander stand
hinter dem Tisch und lächelte, als ich darin neugierig blätterte. Da erkannte
ich einige Motive wieder: Sie hingen auch an der Wand; nur in Groß eben. Das
fand ich interessant. So frage ich den Künstler spontan, ob man denn dieses
Buch auch kaufen könne? Seine Antwort lautete mit einem Lächeln ganz einfach:
Nein.
Was sollte also dieses Buch?
Er erklärte mir daraufhin, dass er als freischaffender
Künstler, der von seiner Kunst auch tatsächlich lebt, sich selbst auferlegt
hat, jeden Tag, und zwar wirklich jeden Tag, ein Bildmotiv zu schaffen. Ohne
Ausnahme. Und um sich selbst zu disziplinieren, hat er in seinem Buch jeden Tag
zuerst immer eine leere Seite – wie sollte es auch anders sein – und später am
Tag eine volle Seite vor sich. Und es muss eine volle Seite sein. Eine leere
Seite akzeptiert er für sich selbst nicht. Und aus so manchem Motiv würde
später dann eben ein „richtiges“ Bild, das
dann auf einer Leinwand an Wänden in Galerien oder Ausstellung hängt.
Das hat mich fasziniert.
Hin zum Meisterwerk: Es geht um Kreativitätsdisziplin!
Und das erinnerte mich dann wieder an einen Vortrag von
Klaus Kobjoll, in dem er davon berichtete, dass er seine Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter dazu verpflichtet, mindestens einmal im Monat einen Vorschlag zur
Verbesserung des Unternehmens einzubringen. Kreativität und damit letztendlich
ja auch Innovation über die Disziplin zu erreichen, über Kontinuität, das ist
ein wirksamer Ansatz!
Hin zum Meisterwerk: Es geht um Kontinuitätsdisziplin!
Und nur so funktioniert letztendlich auch Innovation. Auf
den einen einzigen Geistesblitz zu warten, der alles verändert, das ist nicht
nur einigermaßen utopisch. Es ist die Übung, und zwar die andauernde Übung, die
zum einen die Vielzahl an Ideen und zum anderen als Folge daraus auch die
Wahrscheinlichkeit erhöht, dass eine Idee davon ein Meisterwerk wird – oder
eher: werden könnte. Dass dem nicht zwingend so sein muss, zeigt gegenwärtig
die Idee vom Weltraumtourismus: Der Visionär und Erfolgsunternehmer Richard Branson
gab bereits einen Tag nach dem Absturz seines „Weltraumflugzeugs“ bekannt, dass
er auf jeden Fall diese Idee weiterverfolgen werde. Die geborene Idee ist zu
mächtig. Deswegen ebenso unverzichtbar für innovative Projekte:
Hin zum Meisterwerk: Es geht um Durchhaltedisziplin!
Zusammengefasst: Kreativität und Innovation ist schlichtweg
… Arbeit!
Hier geht es zum Autor Dr. Markus Reimer.
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