Dienstag, 19. März 2019

Die Erben des Potemkin - Illusionsillusionen

Da während der Inspektion niemand hinter diese Kulissen schaute oder auch nicht schauen wollte und damit niemand die Dörfer des Potemkin auf Echtheit überprüft hat, waren alle Teilnehmenden, und insbesondere eben auch die Zarin sehr beeindruckt. Dass die Echtheit dieser Dörfer niemand überprüft hat, sollte sich später bitter rächen. 


Die Dörfer des Potemkin

Vor langer Zeit, genau gesagt im Jahre 1786, fand eine der im Nachhinein berühmtesten Inspektionsreisen überhaupt statt. Die Inspizierende war die Zarin Katharina die Große. Sie wollte sich damals vor Ort überzeugen, ob denn die vielgerühmten blühenden Landschaften – auch wenn sie damals sicher noch anders hießen - in Südrussland wirklich existierten. Und als sie mit dem Gouverneur Grigori Alexandrowitsch Potemkin, der für das Blühen der Landschaft verantwortlich war, und einigen anderen wichtigen Persönlichkeiten durch die Provinz reiste, da konnten alle diese beeindruckenden Dörfer mit ihren noch beeindruckenderen Häuserfassaden live und in Farbe sehen.
Das Problem dabei: Es handelte sich um keine echten Häuser, sondern nur um Attrappen, um Kulissen, die den Anschein des Blühens, des Prosperierens erwecken sollten. Da während der Inspektion niemand hinter diese Kulissen schaute oder auch nicht schauen wollte und damit niemand die Dörfer des Potemkin auf Echtheit überprüft hat, waren alle Teilnehmenden, und insbesondere eben auch die Zarin sehr beeindruckt. Dass die Echtheit dieser Dörfer niemand überprüft hat, sollte sich später bitter rächen. Doch dazu später. Andererseits: Wer überprüft denn schon Dörfer auf Echtheit?
Zunächst kann aber festgehalten werden: Die Finte ist gut, sie hat geklappt. Die Idee Dörfer zu simulieren ist wirklich groß gedacht und sie kann so durchaus auch als Innovation bezeichnet werden. Nichtexistierende Dörfer glänzen zu lassen: Die Potemkin`schen Dörfer waren erfunden. Sie fanden Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch. Und was noch viel interessanter ist: Die innovative Idee des Potemkin wurde noch oft kopiert.


Der Finger des Potemkin

So zu tun, als wäre etwas, was nicht ist, ist sicher nicht allein auf Potemkin zurückzuführen. Beispiele dafür gibt es genug. In den 80ern war es sehr modern, an die Autos männlicher Besitzer Spoilerwerk anzubringen, um damit den Zarinnen dieser Welt zu zeigen, dass man keinen 45PS-Golf-Diesel fährt, sondern nahe an einem Formel1-Auto dran ist. Das Auto des Potemkin.
Gerne verbringen angeblich auch heute noch Menschen ihren Urlaub in ihren Wohnungen hinter verschlossenen Türen und abgedunkelten Fenstern. Dies, um nach dem Türöffnen erzählen zu können, dass man die letzten zwei Wochen eine Rundreise durch Neuseeland gemacht hätte und dort alles ganz wunderbar gewesen sei. Der Urlaub des Potemkin.
Der ausgestreckte Finger in der Manteltasche, um damit eine Pistole zu simulieren hat nicht nur Eingang in die Praxis gefunden, sondern auch in das allgemeine Liedgut: „Nur mit´m Finger im Mantel, statt einer Puffn, weil ich kann kein Blut sehen, darum muss ich bluffn“ singt die Erste Allgemeine Verunsicherung in ihrem Lied über einen misslungenen Banküberfall. Doch mit der Pistole sind wir schon nah an einem High Performance Beispiel des Potemkin: Nicht nur Pistolen simulieren, sondern ganze Armeen! Das ist ganz groß gedacht.  




Dass in Kriegen das geschickte Täuschen des Feindes eine effektive Art und Weise ist sich eigene Vorteile zu verschaffen ist bekannt. Es galt und gilt aber eigentlich als eine wichtige „Nebenfertigkeit“. Bis dann im zweiten Weltkrieg tatsächlich eine ganze Division aufgebaut wurde, die es eigentlich so nicht gab. Eine Armee, die dem guten alten Potemkin definitiv das Wasser reichen konnte; eine Ghost-Army. Im Januar 1944 wurde die „23rd Headquarter Special Troops“ mit vier Truppenteilen in Dienst gestellt: Eine „Sonic Service Company“ mit Schallplatten und Lautsprecheranlagen, ein „Engineer Bataillon“ mit Gummipanzern und Gummiflugzeugen, eine „Engineer Combat Company“, die die Attrappen auf- und abbauen konnte und eine „Signal Company Special“ mit entsprechend ausgebildeten Funkern.
Die Ghost Army war darauf ausgelegt, zwei Divisionen vorzutäuschen. Und man kann sich gut vorstellen, wie ein Feind reagiert, der es plötzlich mit zwei zusätzlichen Divisionen zu tun hat und wie ein Feind reagieren würde, der es eben mit keinen zwei zusätzlichen Divisionen (ca. 30.000 Soldaten) zu tun hat. Die Idee war also eine gute. Sie wurde hochprofessionell umgesetzt. Und die Ghost Army wurde dementsprechend mit sich bewegenden Gummipanzern, Getöse von der Schallplatte, Blitzlichtgewitter, mit wild funkenden Funkern und panzerspurengrabenden Baggern und Raupen eingesetzt. Mit Erfolg. Angeblich hatte die Potemkinsche Armee um die 20 erfolgreiche Einsätze. Die Ghost Army war sogar so erfolgreich, dass nicht nur der Feind, also die Deutschen, sondern auch die eigene Truppe immer wieder auf sie hereinfiel. Die Ghost-Armee hatte kaum eigene Verluste und hatte dennoch eine enorme Wirkung auf den Feind.
Das ist eine richtig gut weiterentwickelte Idee; da der Erfolg für sie spricht, kann man auch hier von einer Innovation sprechen. Wenn auch eigenartig, aber so dennoch mit Recht. Der Name „Ghost-Army“ stammt übrigens von einem Filmemacher; weit nach der Existenz der Attrappen-Armee.


Die Illusionsillusion des Potemkin

Die Potemkin´sche List war eine gute. Alle fielen darauf herein. Vor allem die Zarin Katharina die Große. Und dabei war es auch gar nicht schwierig darauf hereinzufallen. Denn die Tatsache, dass niemand die Echtheit der inspizierten Dörfer überprüft hatte, stellte sich als großer Fehler heraus. Und zwar für Potemkin selbst! Nämlich weil die Dörfer doch echt waren. Im Gegensatz zur Ghost-Army, waren die Dörfer des Potemkin eben keine Kulissen. Nur im Nachhinein wurde das Gerücht gestreut, dass in dem neuen Russland gar nichts blühen würde und schon gleich gar keine Dörfer. Die gezeigten Dörfer wären allesamt nur Kulissen gewesen.
Das Gerücht verbreitete sich schnell und hartnäckig. Man vermutet, dass es vor allem die sehr enge Beziehung Potemkins zur Zarin war, die diesen Neid hervorrief.
Es ist also nicht verwunderlich, dass die Dörfer so echt wirkten; sie waren echt. Es handelt sich also um eine Illusionsillusion, die sich konsequent bis heute hält. Das hat sicher auch die Rennfahrer der 80er maßgeblich beeinflusst; die Spoiler sorgten dafür, dass die Autos echte Rennwagen waren. Vor allem dann, wenn man den linken Ellbogen aus dem Fenster hängen ließ, während der Fuchsschwanz des selbsterlegten Fuchses vom Rückspiegel baumelte. Potemkin pur.  


Einen Artikel der FAZ zur Ghost-Army finden Sie hier.   

Einen Artikel der Welt zu Potemkin finden Sie hier.

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Hier finden Sie Vortragsausschnitte von Dr. Markus Reimer.

Freitag, 11. Januar 2019

Und täglich grüßt der Dash-Postmann


„Der Onlinehandel dringt nicht mehr nur in die Wohnungen seiner Kunden per PC oder Smartphone, sondern per Dash-Button sogar in deren Regale, Schubläden und Schränke ein. Und der Kunde drückt dort einfach nur (s)einen Knopf. Das ist schon genial. Zumindest für den produktfixierten Konsumenten.“



  
Er ist völlig schiefgegangen. Der Freitagabend war zunächst viel weniger gelungen als geplant. Doch wie kam es dazu?

Ich liebe Zauberei. Ich selbst kann nicht zaubern, aber ich bin stets begeistert von Zauberkünstlern, die ihr Handwerk verstehen, aber ich bin auch von Büchern und Filmen begeistert, in denen gezaubert wird… also bin ich auch begeistert von „Die Unfassbaren“. Und am Freitagabend, in Vorbereitung auf „Die Unfassbaren 2“ im Kino wollte ich meine weniger unfassbare Erinnerung unbedingt nochmals mit den Unfassbaren Teil 1 per DVD auffrischen: Die DVD liegt im Player, geröstete Pistazien sind in einer Schale vor mir und dazu nun noch ein herrlich herbes Pils – aus dem Kühlschrank.

Und genau hier lag jetzt das Problem: Es war kein Pils im Kühlschrank. Ich hatte keines hineingestellt; wahrscheinlich deswegen nicht, weil ich noch nicht mal Pils zu Hause hatte – also weder im noch außerhalb des Kühlschrankes. Das darf eigentlich nicht passieren.


Dash: Eine Logistik-Innovation erobert Deutschland – vielleicht

Die Erklärung ist einfach. Um es in Anlehnung an die Weisheit der Cree-Indianer zu sagen: Erst wenn das letzte Pils getrunken und kein neues nachbestellt ist, werdet ihr merken, dass geröstete Pistazien ohne begleitendes kühles herbes Pils beim Genuss eines Zaubererblockbusters die kulinarische Freude des einfachen Mannes nicht unerheblich einschränkt. Das bringt es kurzum auf den Punkt. Was tun?

Vielleicht ist es als langfristige Vorbeugungsmaßnahme auch etwas zu hoch gegriffen, das seit Kurzem für Deutschland gültige de Maiziére`sche Zivilschutzkonzept auf Pilsvorräte umzuschreiben und umzusetzen.

Es braucht also eine innovative Lösung – und die liefert nun Amazon per Knopfdruck. Amazon bietet sich an als eine Art virtueller Getränkeautomat: Ich drücke einen Knopf und schon erreicht mich Pilsnachschub. Das ist … nun ja, so neu auch wieder nicht.

Aber trotzdem irgendwie schon, denn der Knopf ist diesmal wirklich nur ein singulärer Knopf.



Der Weg des Dash-Buttons

Vor ungefähr einem Jahr führte Amazon in den USA einen Knopf ein; auf diesen kann der sich eines sich anbahnenden Mangels bewusst werdende Konsument drücken, und zwar sofort, also in Echtzeit, sprich: in genau diesem Moment, in dem ihm der sich offenbar werdende Mangel gewahr wird. Um es an einem einfachen Beispiel festzumachen: Angenommen, Sie sitzen auf der Toilette und stellen plötzlich fest … egal. Das Prinzip ist sicher verstanden.

Das Neue und auch Innovative daran ist, dass es nicht mehr notwendig ist, sich als Konsument an den Rechner setzen, sein Smartphone zur Hand nehmen oder gar sich aus dem Haus begeben zu müssen: Der Konsument konsumiert auf Knopfdruck. Und nach diesem Knopfdruck klingelt der Postmann und liefert das Knopfgedrückte.

Kann sich sowas tatsächlich durchsetzen? Wie wir ja wissen, muss eine Idee ja erst einmal erfolgreich sein, um zu einer Innovation werden zu können. Wider den Erwartungen vieler Skeptiker in den USA, wurde der Knopf, der mit einem WLAN verbundene sogenannte Dash-Button, ein respektabler Erfolg. Vielleicht nicht in dem Umfang, wie Amazon sich das gewünscht hatte; aber sicher weitaus mehr, als Skeptiker das je vermutet hatten. Also können wir heute bereits von einer Innovation sprechen. Die Frage ist natürlich, ob auch Deutschland schon bereit ist für den Knopf. Es gibt also Diskussionsstoff.


 Der Dash-Button und das Kleie-Problem

Ein diskutiertes Problem ist die Tatsache, dass ein Dash-Button immer für genau ein Produkt steht. Das heißt: Mit einem Knopf kann ich immer nur Kleie bestellen – und zwar nur eine ganz bestimmte, vom Konsumenten definierte und von einem einzigen Hersteller. Ob das bei Kleie eine Rolle spielt, sei einmal dahingestellt. Aber: Der Knopf ist genau genommen ein virtuelles Kaufhaus mit genau einem einzigen Produkt. Und dieses eine Produkt kann man dann bestellen (Knopf drücken) oder eben nicht (nicht Knopf drücken). Mehr ist mit diesem einen innovativen Knopf nicht möglich.

Sollte also der anspruchsvolle Konsument auf eine abwechslungsreiche Kleie-Kost stehen, so braucht er mehrere Kleie-Dash-Buttons, um die gesamte Kleie-Vielfalt auskosten zu können. Diese Buttons kann er dann beispielsweise nebeneinander in seiner Speisekammer ans Kleie-Regal kleben, um sich so eine Art eigenes kumuliertes Kleie-Kommando-Cockpit zu gestalten. Ebenso wäre das dann mit Kurkuma, Senfschmalz … und auch mit Pils. Die eigene Behausung wird sich immer mehr Hikaru Sulus Steuerpult auf der Brücke der Enterprise angleichen: Knöpfe all überall. Im Unterschied zu Sulus Steuerkünsten, werden die Innovations-Dash-Buttons allerdings wohl etwas seltener gedrückt werden: Niemand braucht täglich ein neues Glas Senfschmalz oder eine Dose Himalaya-Salz. Und wer braucht überhaupt jemals Kleie?



Der Dash-Button und die Gedächtnistrainer

Ein weiterer Diskussionspunkt befasst sich zu Recht mit der Umwelt: Wenn nun jedes Glas  Senfschmalz und jede Kleie-Einheit (in welcher Verpackung wird Kleie eigentlich geliefert? In Flaschen?) einzeln den Weg von Amazon zum Konsumenten finden müssen, dann ist es natürlich berechtigt zu fragen, ob das im Sinne der Umwelt akzeptabel ist. Jedes Senfschmalzglas wird verpackt und an dem einen Tag per Zusteller dem Dash-Konsumenten ausgeliefert. Und am nächsten Tag erhält der Dash-Konsument einen Hunderter-Pack Wattestäbchen. Und am nächsten Tag …

Was wird aus der guten alten Einkaufsliste, was aus dem Wocheneinkauf werden? Und was wird aus jenen, die sich tapfer gegen Einkaufslisten wehren, weil sie sich alles merken können – und sich anschließend ein zweites Mal auf den Weg machen müssen, weil es doch nicht geklappt hat. Und was wird dann aus all den Gedächtnistrainern, die genau diesen Menschen den Tipp geben, dass sie sich nur vorstellen müssten, mit ihrem linken Bein in einem Eimer Kleie und mit dem rechten Bein in einem Eimer Senfschmalz zu stehen, um so nicht zu vergessen, dass sie Kleie und Senfschmalz kaufen wollen. Auch wenn sie nicht wissen, wofür…

Es ist nicht einfach mit Neuem, mit Innovationen; es gibt immer haufenweise Gegenargumente. Aber natürlich gibt es auch Argumente dafür; eine Innovation wäre sonst wohl kaum möglich.



Der Dash-Button-Innovations-Vorsprung der Online-Händler

Dass der Online-Handel dem stationären Handel das Leben schwer macht, ist bekannt. Viele Argumente sprechen für den Online-Handel und oft wissen stationäre Händler dem nichts entgegenzusetzen. Dass es durchaus Möglichkeiten, zum Beispiel in Form von Service-Innovationen oder Qualitäts-Offensiven gibt und gäbe, sei hier nur der Vollständigkeit halber angesprochen. Mit dem Dash-Button setzt der Onlinehandel aber nun noch eins oben drauf; denn nun muss der Konsument tatsächlich nur noch an Ort und Stelle bei sich zuhause in der Speisekammer, im Bad, auf der Toilette und sonstwo einen einzigen Knopf drücken – und er muss sich um rein gar nichts mehr weiter kümmern; bis am nächsten Tag der Postmann klingelt: Tür aufmachen. Entgegennehmen. Tür zumachen. Fertig.

Das ist im Sinne der Ausreizung der Kommunikationsmöglichkeiten mit dem Kunden fast nicht mehr zu toppen. Denn damit dringt der Onlinehandel nicht mehr nur in die Wohnungen seiner Kunden per PC oder Smartphone, sondern sogar in deren Regale, Schubläden und Schränke ein. Und der Kunde drückt dort einfach nur (s)einen Knopf. Das ist schon genial. Zumindest für den produktfixierten Konsumenten.

Es ist aber noch genialer für den Online-Händler: Denn mit dem Dash-Button direkt vor Ort des Konsumenten ist er mit seinem Angebot uneinholbar an erster Stelle: Der Konsument kauft ohne großartig nachzudenken per Knopfdruck – vorbei an produkt- und preisbezogenen Alternativen – bei dem Online-Händler seines Vertrauens. Der Dash-Button ist für den Händler der knopfgewordene Traum einer Kundenbindung und –loyalität par excellence. Besser geht es kaum noch!



Der Dash-Button-Innovations-Vorsprung – Öffnungszeit

Der stationäre Handel spielt in der in Deutschland ja noch keineswegs etablierten Dash-Button-Welt keine Rolle. Außer bei Amazon – und auch dort erst in den Anfängen bei etwas mehr als gerade mal 30 Produkten – spielen die Dash-Buttons auch im Online-Handel noch keine Rolle.

Aber: Warum sollten gerade die Dash-Buttons nicht den stationären Handel zurück auf die große Bühne des regionalen Handels bringen? Was hindert stationäre Händler daran, sich eigenen Dash-Buttons zu öffnen – und die Lieferzeit der großen Online-Händler durch die Regionalität zu unterbieten? Wer seinen Knopf bis 15.00 Uhr drückt, wird noch am selben Tag beliefert! Wenn es sein muss, auch mit Kleie. So kann aus einer Innovation für den einen Bereich, nämlich aus dem Online-Handel, schnell eine Innovation für einen anderen Bereich, nämlich den des stationären Handels, werden. Dass es hierzu einiges an Aufwand bedarf und dass hier vor allem auch entsprechende Handels-Verbände eine Rolle spielen sollten und müssen, um entsprechende Synergien zu schaffen: Das versteht sich von selbst. Auch steht noch lange nicht fest, ob die deutschen Konsumenten bereits bereit sind für beknopfte Wohnungen. Aber es wäre die Zeit, sich dafür zu öffnen.

Fakt ist: Ideen sind für alle da! Und Fakt ist auch: Man sollte nicht allzu viel Zeit verstreichen lassen, denn Amazon als energiegeladener und meist erfolgreicher Innovationstreiber ist schon da! Und Amazon ist auch noch lange nicht am Ende mit seinen Dash-Buttons. Amazon wird im Laufe der Zeit voraussagen können, welcher Konsument welches Produkt zu welcher Zeit brauchen wird (siehe hierzu auch den „Griff in die Zukunft“) – und wird dann schon da sein: Dort, wo eigentlich der stationäre Handel seinen Vorteil hat. Noch hat…

Wie habe ich nun vergangenen Freitag mein Pils-Problem gelöst?

Nun, dazu muss man wissen, dass ich viele Jahre Offizier der Bundeswehr war; und als solcher lernt man vor allem eines: Immer Reserven bilden. Auch ohne Dash-Buttons und Postboten. Ich hatte natürlich noch genügend Weizenbier im Kühlschrank.


Dieser Artikel wurde zum ersten Mal hier veröffentlicht am 04.09.2016. 



Siehe zum Thema „Amazon“ auch den Blog-Artikel „Macht macht“.

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Hier finden Sie Vortragsausschnitte von Markus Reimer auf seinem youtube-Kanal.

Mittwoch, 5. September 2018

Das Hummel - Dings


Zugegeben, ich bin eher weniger bewandert, was die Hummel an sich, oder auch allgemein Insekten betrifft. Aber nach einem Gespräch mit einem Imker, war ich plötzlich von der Hummel begeistert. 

(Bildquelle: Pixabay)

Ein Hummel-Bestseller?

Das Hummel-Prinzip, oder Das Hummel-Gen, oder die Hummel-Strategie.
Das wären richtig gute Buchtitel. Eine grobe These aus Flora und Fauna, irgendwie auf Business übertragen, von mehreren Seiten auf noch mehr Seiten immer wieder neu beleuchtet, das eine oder andere bekannte Beispiel eingeflechtet – Google, Apple und facebook bieten sich immer an – und dann das Buch als neue Erkenntnis, nein, als neue Sensation verkaufen… für Innovation, für Wissensmanagement und überhaupt für alles! Gespickt mit einem Zitat von Richard Branson oder Elon Musk oder Steve Jobs – amazon-Bestseller, zumindest für einen Tag, wäre fast sicher.
Es böte sich an, es fordert geradezu dazu auf: Das Hummel-Prinzip. 
Aber ich lasse es mal bei diesen paar Zeilen und erläutere einfach so, ohne dass Sie, geneigter Leser, dafür bezahlen müssten, um zu erfahren, was es mit Hummel-Prinzip/Strategie/Gen auf sich haben könnte.
Zugegeben, ich bin eher weniger bewandert, was die Hummel an sich, oder auch allgemein Insekten betrifft. Aber bei der Hummel weiß ich zumindest, dass sie eigentlich von ihrem Körperbau und Flügelgröße und so weiter eigentlich nicht fliegen können dürfte. Sie macht es aber trotzdem und darum gibt es genau darüber schon sehr viele Hummelflugzitate. Aber das hat nichts mit meinem Hummel-Dings zu tun. Es hat aber sehr wohl mit Innovation und Wissen zu tun!

Die Hummel-Helden

Also, worum es bei mir geht, ist mindestens genauso wichtig: Es geht um die Arbeitsleistung der Hummel. Wir kennen die fleißigen Ameisen und die fleißigen Bienen … aber von der Hummel wissen wir im Volksmund so gut wie nichts; außer dass sie eben nicht fliegen kann oder können dürfte, aber es trotzdem macht. Was natürlich schon lange bekannt ist, warum sie fliegen kann, aber ich trotzdem den Gedanken weiterhin gut finde. Egal.
Was ich aber nun von einem erfahrenen Imker erfahren habe: dass die Hummel eine unglaublich gute Bestäuberin ist; viel besser als die Biene! Das war mir neu. Ich dachte, dass die Biene die Königin des Bestäubens ist und beim Aussterben der Bienen durch Milbenbefall oder Glyphosat auch die Menschheit ausstirbt, weil ja niemand mehr da ist zum ausreichenden Bestäuben der für uns notwendigen Früchte. Und nun erfahre ich, dass die Hummel noch viel besser ist im Bestäuben als die Biene? Das ist eine Art Hummel-Prinzip: Fleißig sein, richtig gut sein im Job, aber kein großes Aufhebens darum machen. Das nenne ich mal Bescheidenheit.

Die Masse machts

Aber der Imker wusste meine aufflammende Begeisterung für die Hummel auch gleich wieder zu dämpfen. Ob ich denn schon mal was von einem Hummel-Volk gehört hätte, fragte er mich. Natürlich hatte ich das noch nicht. Ich wusste noch nicht einmal, wo sich Hummeln überhaupt aufhalten, wenn sie nicht gerade fliegen – was sie ja eigentlich gar nicht können dürften; aber das hatten wir schon.
Also: Wo ist das Hummelvolk? Die Antwort: Es gibt kein Hummel-Volk! Und wenn es ums Bestäuben geht, dann machen sich eben nicht tausende Hummeln als ein Volk auf den Weg, sondern so ungefähr … naja … zehn, vielleicht fünfzehn. Das ist überschaubar. Wenn sich jedoch die Bienen als ein Volk auf den Weg machen, dann sind das eben schnell mal 50.000. Und jetzt wird der Wert der Biene plötzlich wieder klar! Diese Power ist durch nichts zu ersetzen. Die Bienen sind einmalig und tatsächlich für uns Menschen überlebenswichtig. Sie sind durch nichts zu ersetzen.

Die Business-Hummel?

Und nun der Übertrag ins Business: Was hilft es einem Unternehmen, wenn es eine Hummel hat, und wenn dagegen ein anderes Unternehmen der gleichen Branche ein ganzes Volk an Bienen hat? Was nützt es, wenn eine Hummel jeden Tag eine gute Idee hat, wenn dagegen beim Bienenvolk auch nur jede 100. Biene eine gute Idee hat oder einen guten Impuls in den Wissensspeicher einbringt? Was nützt es, wenn eine Hummel viel weiß, aber dagegen Wissen von 50.000 Bienen steht?
Und jetzt haben wir an der Hummel gezeigt, warum ein funktionierendes, aktives, lebendiges, ja man könnte geradezu sagen ein organisches Ideen-, Innovations- und Wissensmanagement in zukunfts- und damit „überlebensorientierten“ Unternehmen unentbehrlich ist.
Es sei denn, man will aussterben. In diesem Fall ginge dann auch eine wider allen Erwartungen fliegende Hummel.


(Dieser Artikel wurde erstmals veröffentlicht am 01.05.2016 hier)


Hier geht es zu einem weiteren Artikel zu Wissensmanagement: „Schrotflinten-Wissen“

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#Innovation #Wissen #Qualität #Agilität #Unternehmenskultur #Speaker #Keynote #Vortrag 

Dienstag, 4. September 2018

Simple´s the best - Das Prinzip Einfachheit


Wir lieben die Einfachheit. Und jeder kennt das auch vom Kauf neuer technischer Geräte und deren umfangreicher Bedienungsanleitungen. Kaum jemand liest sie. Jeder wählt den einfachsten Weg – und schaltet einfach mal ein. So ist das auch bei den zurückliegenden Wahlen: Die unsägliche AfD wurde nun einfach mal eingeschaltet – ohne genau zu wissen, was da nun passieren wird.

(Bildquelle: Pixabay)

Die politische Einfachheit

Eigentlich ist es einfach: Eine neue Partei verspricht einfache Lösungen und sie wird deswegen auch ganz einfach gewählt. Eine etablierte Partei reduziert im Wahlkampf ihr Programm einfach auf „Kretschmann“. Das muss ganz einfach reichen. Es hat gereicht. Sie wird gewählt. Einfach so. „Kretschmann“ kann nicht falsch sein.

Auch wenn nach den Landtagswahlen in Deutschland viele von einem sensationellen Wahlergebnis sprechen: So ganz sensationell ist es eigentlich nicht. Denn Menschen wollen vorhersehbar immer einfache Lösungen. Niemand schreit in komplizierten Situationen „Hurra!“ und stürzt sich mit Enthusiasmus auf sie. Wir lieben die Einfachheit. Und jeder kennt das auch vom Kauf neuer technischer Geräte und deren umfangreicher Bedienungsanleitungen. Kaum jemand liest sie. Jeder wählt den einfachsten Weg – und schaltet einfach mal ein. So ist das auch bei den zurückliegenden Wahlen: Die unsägliche AfD wurde nun einfach mal eingeschaltet – ohne genau zu wissen, was da nun passieren wird. Die vermeintliche Einfachheit wird sich dabei nur als Eingangstür in einen sehr düsteren Raum erweisen.



Einfachheit als Business-Prinzip

Da ist es natürlich schon sehr viel besser, wenn man etwas einschalten kann und man weiß auch, was passieren wird. Das ist übrigens das Prinzip von erfolgreichen Erfindungen oder Geschäftsmodellen: Einfach zu verstehende und zu bedienende Geräte und Modelle. Das Prinzip Einfachheit. Das ist zumeist die Grundlage richtig erfolgreicher Innovationen. Es gibt kaum eine einfachere Website als die von Google: eine Leerzeile und sonst nichts. Eine einfach zu bedienende Lösung für das komplexe Problem, in einem schier unendlichen Digital-Wirr-Warr etwas zu finden. Der Rest der Geschichte ist bekannt. Besser geht Innovation nicht.

Das funktioniert auch wunderbar bei Werbung: keine komplizierten Rabatt-Gutschein-Aktions-Jubiläums-Clooney-Sonderpreise, sondern einfach nur:

Brille: Fielmann. Fertig.

Oder an welches Unternehmen denken Sie, wenn Sie das Schlagwort „Müsli“ hören? Eben. Einfach.



Die Grenzen der Einfachheit

Das Einfache besticht. Die mangelnde Einfachheit ist häufig das größte Hindernis, um eine gute Idee in eine erfolgreiche Innovation zu verwandeln. In Entwicklungsprojekte werden mehr als oft permanent neue Anforderungen an das neu zu entwickelnde Produkt oder die neue Dienstleistung gestellt. Das Ergebnis nach der bestmöglichen Erfüllung all dieser Anforderungen ist dann eben kein einfaches Produkt, sondern mehr eine Art … Monstrum. Und Produkt-Monstren sind in der Regel nicht erfolgreich. Unübersichtlichkeit will niemand.

Einfachheit ist ein Erfolgsprinzip. Das zeigt sich bei Innovationen und das zeigt sich auch an erfolgreichen Unternehmen.

Und das zeigt sich leider auch an Wahlergebnissen.

Aber Einfachheit kann und darf nicht über alles gestellt werden; so einfach ist es einfach nicht! Das wird sich in Deutschland in den nächsten Jahren – zumindest in bisher drei Bundesländern – bitter zeigen. Denn wie forderte Albert Einstein völlig zu Recht: „So einfach wie möglich. Aber nicht einfacher.“

Genau das ist nun aber passiert …



(Dieser Artikel wurde erstmals veröffentlicht am 16.03.2016 hier.)


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#Innovation #Agilität #Wissen #Qualität #Einfachheit #Fielmann #Seitenbacher #Keynote #Speaker #Redner #Vortrag


Schrotflinten-Wissen


In vielen Unternehmen ist Wissen ähnlich organisiert wie nach einem Schrotflinten-Schuss: Überall liegen entsprechende Teilstücke herum.



(Bildquelle: Pixabay)

„Shotgun-Sequencing“ – Wissen hier, Wissen da

Jetzt heißt es „Wissensmanagement“ einzuführen!

Nachdem in die berühmteste aller berühmten Managementnormen, in ISO 9001:2015, das Thema „Wissen“ Einzug gefunden hat, propagieren jede Menge Berater und Beraterinnen, dass jedes Unternehmen „Wissensmanagement“ einführen muss. Der berühmte Kabarettist Rüdiger Hoffmann würde dazu seine berühmten Worte sagen: Wissensmanagement kann man einführen, muss man aber nicht. Und ich würde da Herrn Hoffmann Recht geben – zumindest wenn es nur um ISO 9001:2015 geht.

Aber: Um das Thema „Wissen“ sollte sich jedoch wirklich jedes Unternehmen intensiv Gedanken machen. Es ist und bleibt eine enorm wichtige Ressource! Es kommt natürlich darauf an, welchen Anspruch man daran hat. Und leider erinnern hier viele Unternehmen mit ihrer Methode mit Wissen umzugehen an das berühmte „Shotgun Sequencing“: Dieses Verfahren stammt aus der Molekularbiologie. Hier werden DNA-Stränge in sehr viele kleine Teilstücke fragmentiert, um diese besser entschlüsseln zu können. Nach dem Entschlüsseln werden sie mit entsprechenden Überlappungen wieder zusammengesetzt. Diese Schrotflinten-Sequenzierung funktioniert in der Molekularbiologie ganz gut; alleine schon deswegen, weil es praktisch keine Alternative dazu gibt.


Das Ganze – nach dem Schrotflintenschuss

In vielen Unternehmen ist Wissen aber ähnlich organisiert wie nach einem Schrotflinten-Schuss. Überall liegen entsprechende Teilstücke herum. Man kann die Teile vielleicht zusammensetzen, aber ob das jemals ein sinnvolles Ganzes ergibt? Es ist stark zu bezweifeln!

Die Frage stellt sich, warum das in vielen Organisationen so ist, wie es ist. Ein wesentlicher Grund dürfte darin liegen, dass immer nur das Notwendige an Wissensbausteinen beschafft und entwickelt wurde. Und zwar dort, wo es unmittelbar gebraucht wurde und wird. Somit entstehen Wissensinseln. Im Ganzen betrachtet: Wissensfragmente, die vielleicht ein sinnvolles Ganzes ergeben können. Der berühmte Hoffmann würde ergänzen: Müssen sie aber nicht. Tun sie wahrscheinlich auch nicht. Oftmals ist es auch überhaupt nicht nachvollziehbar, wo sich welches Wissen befindet, oder ob es sich überhaupt irgendwo befindet oder noch interessanter: Wissen ist irgendwo im Unternehmen vorhanden, aber keiner weiß (mehr) davon. Eben wie nach dem Volltreffer mit einer Schrotflinte. 


Wissen für den Kunden

Die zweite Frage, die sich daran anschließt: Warum und wie sollte das geändert werden? Dazu ist es sinnvoll, sich über den jeweiligen Unternehmenszweck Gedanken zu machen! Dieser liegt darin, sehr allgemein gefasst, dass Mitarbeitende eines Unternehmens die wie auch immer gearteten Probleme von Kunden lösen wollen. Vielleicht sogar mit Innovationen. Das ist zugegeben banal! Aber viele Unternehmen wissen das trotzdem nicht mehr! (Siehe hierzu auch „Wissen FIRSt„)

Viele Unternehmen, und vor allem eben viele Führungskräfte wollen nicht die Probleme von Kunden lösen, sondern schlichtweg Geld, sehr viel Geld verdienen. Und das ist ein enormer Unterschied! Für die Lösung von Kundenproblemen wird systematisches Wissen als Ganzes benötigt, denn der Kunde muss verstanden werden. Für den möglichst hohen Profit reicht sequentielles Wissen; Methodenwissen. Eine Wissensvision, nach der eine sinnvolle und umfassende Wissenssystematik generiert werden könnte, die auch Innovationen zulässt, ist nur für Kunden, aber nicht für Profit notwendig.

Dass Profit zumeist nur über die langfristige Erfüllung von Kundenanforderungen möglich ist, wird dabei sehr oft vergessen. Und damit sind wir auch wieder bei ISO 9001:2015 angelangt. Die Organisation benötigt nicht unbedingt ein ausgefeiltes Wissensmanagementsystem. Aber sie benötigt das Wissen, inkl. Identifikation, Sicherung, Verteilung, Entwicklung etc., um die Anforderungen ihrer Kunden und anderer Interessierter nachhaltig zu erfüllen.

Die Schrotflinte hilft dabei verständlicher Weise nur wenig. Es sei denn, Sie haben Ihren gesamten Wissensspeicher auf einem Rechner abgelegt, der dann seinen Geist aufgibt. Zu diesem Zusammenhang „Schrotflinte – Rechner“ gibt es dann einige Lösungsvorschläge in Form von Videos auf youtube (hier ein Video über einen etwas erzürnten Vater). Und die sind, belegt durch die millionenfachen Views, wohl auch ziemlich berühmt – auch wenn sie wissenstechnisch nicht richtig weiterhelfen.


(Dieser Artikel wurde erstmals am 16.05.2016 veröffentlicht hier)


Informationen zu Dr. Markus Reimer

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#Innovation #Wissen #Agilität #Qualität #Wissensmanagement #ISO9001 #Keynote #Speaker #Redner #Vortrag 

Montag, 3. September 2018

Gesund, gesünder, McDonalds - ein Perspektivenwechsel


Bei Stiftung Warentest war das Ergebnis: „Menü bei McDonald´s gesünder als bei Burger King.“ Das ist mal ein Perspektivenwechsel: Noch gesünder? Echt jetzt? 


(Bildquelle: Pixabay)

McDonalds und der Perspektivenwechsel

Die Stiftung Warentest kostete vor kurzem von Menüs von McDonald´s und gleichzeitig von Burger King-Menüs; und t-online fasste das Ergebnis wie folgt zusammen: „Menü bei McDonald´s gesünder als bei Burger King“ (01.09.2013).

Hier, so finde ich, sollte man den Komparativ auf sich wirken lassen: „gesünder“. Das ist ein wirklich gelungener Perspektivenwechsel, wie ich finde. Will ich mir also etwas Gesundes leisten, dann gehe ich zu Burger King. Wenn ich es aber noch etwas gesünder haben möchte, dann tu ich mir was Gutes bei McDonald´s. Da wird dann aber jede Pro-Spinat-Argumentation von in Küchen kämpfenden Müttern ein Kampf gegen die mit den großen gelben „M“s versehenen Windmühlen. Aber das sieht nur auf den ersten Blick düster aus!


Der Perspektivenwechsel und seine unbegrenzten Möglichkeiten

Dieser kreative Perspektivenwechsel und die daraus folgende etwas umwertende Herangehensweise öffnet so viele bisher verschlossene Türen! Ja, es ist die Losung dafür, alles viel positiver, machbarer und weniger verbissen zu sehen. Beispiele: Gehen wir vom höchsten Berg Europas aus, dem Mont Blanc, dann ist das berühmte Matterhorn dagegen viel flacher. „Flacher“ liest sich wiederum als „einfach“ und schon sieht man vor dem geistigen Auge massenweise so untalentierte wie untrainierte Menschen das Matterhorn sowohl hinaufstürmen, als dann wahrscheinlich auch hinunterplumpsen – und das, obwohl es sich um einen flachen Berg handelt. Und dieses Vorhaben lässt sich auch ohne Probleme im Winter angehen, denn der Winter in den Schweizer Bergen ist bekanntlich bei Weitem wärmer, als der Winter im Himalaya!

Gegenüber dem berühmten Marianengraben im Pazifik, wird das komplette Meer plötzlich seicht und im Großen und Ganzen wohl auch – weil seicht – für sämtliche Nichtschwimmer geeignet. Und dabei ist es wichtig zu wissen, dass mit Haien zu schwimmen oder zu plantschen viel sicherer ist, als sich unter eine Kokospalme zu stellen (siehe hierzu den Blogartikel „Krieg derKokosnüsse“). Und weiter: Lance Armstrong und Jan Ullrich sind definitiv ehrlicher als Pinocchio. Lord Voldemort ist netter als Sauron. Lediglich bei Rainer Calmund und Ottfried Fischer steht noch keine Platzierung darüber fest, wer von beiden der Sportlichere ist.

Und aus unserer Alltagspraxis: Marlene ist eine viel bessere Schülerin als Ulrike! Marlene hatte nur Fünfen, während Ulrike auch noch zwei Sechsen hatte. Dafür muss Marlene mit ihrer Mutter als Belohnung zu McDonald´s. Und die Mutter braucht dabei ab sofort auch kein schlechtes Gewissen mehr zu haben; erst Recht nicht, als sie dort den mit Ingwer vollgepumpten StarkochAlfons Schuhbeck trifft.


(Dieser Artikel wurde erstmals veröffentlicht am 11.09.2013 hier)


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#Innovation #Kreativität #Agilität #Wissen #Qualität #Perspektivenwechsel #StiftungWarentest #Keynote #Speaker #Redner #Vortrag 




Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen - Eine Vergraulung

Zögern Sie auch nicht, sich für die privaten Belange Ihrer Mitarbeiter nicht zu interessieren! Das zeigt nochmals klar auf, dass Sie auf Erfolg und nicht auf Firlefanz fokussiert sind.





New Work, Desk Sharing – eine ganz moderne Vorgeschichte

Als ich vor einigen Jahren in einem mir sehr wohlbekannten und von mir geschätzten Unternehmen im Norden Deutschlands mal wieder zu Besuch war, teilte mir der Geschäftsführer mit nicht gerade wenig Enthusiasmus mit: „Wir werden jetzt moderner! Wir werden umbauen und das alles hier“, dabei zeigte er über den Flur, zu dessen linker und rechter Seite die Büros der Mitarbeitenden waren, „das alles hier wird ein einziges großes Büro!“

Er erzählte mir dann noch etwas von Desk Sharing, New Work, Agilität und Collaborative Approach. Man könnte dann viel besser miteinander kommunizieren, an eigenen und gemeinsamen Zielen und hochflexibel arbeiten. Ich war gespannt. Denn eines musste man dem Unternehmen lassen: Es hatte Spirit. Große klasse. Vielleicht wird das Großraumbüro diesen Spirit weiter verstärken. Vielleicht werden die Leute noch enger zusammenrücken, ein noch größeres Wir-Gefühl entstehen lassen. Wer weiß!?

Ich konnte mir das alles keinesfalls vorstellen, denn ich bin ein Gegner von Großraumbüros – und seien es noch so schöne bunte wie schallisolierte Kästen, in die die dort arbeitenden Menschen ihre Köpfe hineinstecken. Müssen. Um nicht dem Nachbar links, rechts, hinter und vor ihm oder ihr auf den Zeiger zu gehen

Mittlerweile ist der Umbau abgeschlossen, das Großraumbüro ist da und wird von allen genutzt. Der Spirit ist weg. Einige Mitarbeiter auch. Es ist still geworden. Das meist gesprochene Wort ist „Psst“. Das heißt immerhin: man kommuniziert noch miteinander.

Andererseits: Mitarbeitende werden sowieso überschätzt! Deswegen hier ein paar weitere Tipps, wie Vorgesetzte fokussiert handeln können und sollten – inklusive Großraumbüro.

  

Die unsichtbare Führungskraft

Mitarbeitende wollen vor allem eines: in Ruhe gelassen werden. Sie wollen nicht, dass Führungskräfte sich um ihre Arbeit kümmern oder überhaupt daran Interesse haben. Oder an ihren Ideen für etwaige Innovationen. Wozu auch? Das übt nur Druck aus. Der eine versteht den anderen sowieso nicht. Und das alles wird noch dadurch verstärkt, dass es – und mit es ist all-es gemeint – die jeweils andere Partei sowieso um Längen besser weiß.

Immer wieder spricht man gerne von Wertschätzung der Mitarbeitenden. Das ist grundsätzlich legitim. Aber andererseits ist das jeden Monat zu entrichtende Salär auch genügend Wertschätzung. Zeigen würde sich dies umgehend beim Aussetzen der Zahlungen. Man muss das nicht probieren. Es liegt auf der Hand. Also.

Zögern Sie auch nicht, sich für die privaten Belange Ihrer Mitarbeiter nicht zu interessieren! Das zeigt nochmals klar auf, dass Sie auf Erfolg fokussiert sind und deswegen hier vor allem gearbeitet werden soll. Mitarbeiter haben ihre Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen. Dafür gibt es wertschätzendes Geld. Die an Demenz erkrankte Oma spielt dabei nun wirklich keine Rolle. Darum gilt es auch realistisch im Auge zu behalten: Die Möglichkeiten von Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen sind utopische Romantik. Lassen Sie es einfach. Doch dazu gleich mehr.

Tipp: Machen Sie sich für Ihre Leute rar! Lassen Sie sich nicht blicken! Unsichtbar. Es spart Ihnen Zeit und Nerven. Mit den Möglichkeiten automatisierter Auswertungen können Sie aus der Ferne Ihre Leute erfolgsorientiert überwachen. Das reicht.


Work-Work-Work-…-Balance

Sehr oft liest man, hört man, erlebt man, dass Mitarbeitende keinerlei private Dinge auf den Schreibtisch stellen, über ihn hängen dürfen; also ihren Schreibtisch nicht privatisieren dürfen. Aber was heißt hier Schreibtisch? In ihrem Kopfappartement. Und das ist sehr gut so! Denn Mitarbeitende sollen sich auf ihre Arbeit fokussieren. Dafür erfahren sie Wertschätzung – wird Geld überwiesen. Was also soll hier ein Bild von der Tochter auf dem Schreibtisch helfen, die im Urlaub ihren ersten Kugelfisch geangelt hat? Weder Töchter, noch Kugelfische bringen das Unternehmen weiter.

Wenn wir von Desk Sharing sprechen: Wir mögen es doch alle, wenn andere am eigenen Schreibtisch rumwursteln, bröseln und Sonstiges machen. Wie soll also der eine Mitarbeiter vom Bild der Ehefrau des anderen Mitarbeiters profitieren können? Es wäre unter Umständen eine unangemessene Verlockung. Oder Verwirrung. Aber auch hier stellt sich schon wieder die grundsätzliche Frage: Was heißt hier „eigener Schreibtisch“? Es ist nicht der eigene und es ist erst recht kein Schreibtisch.

Verbieten Sie auch facebook, youtube, Snapchat, Instragram und auch alles andere. Es kann und darf nicht sein, dass am eigenen Rechner – eigener Rechner??? – während der Arbeitszeit privater Social-Media-Unsinn betrieben wird. Und dass die Mitarbeitenden dann einfach auf ihre Smartphones ausweichen würden ist mehr Gerücht als Realität.

Tipp: Verbieten Sie alles Private am Arbeitsplatz, übergehen Sie die Möglichkeiten der Arbeit im Privaten und sperren Sie alles was sich nach Social Media anhört. Nicht umsonst spricht man von Work-Life-Balance! Life hat im Work nichts verloren, sonst würde die Balance nicht mehr zu halten sein!


Mitarbeiter entwickeln – doch wer hat sie eigentlich eingewickelt?

Mitarbeitende weiterzuentwickeln gilt immer wieder als große Aufgabe für Führungskräfte. Was kann der eine Mitarbeitende leisten und was der andere – wenn man sie nur richtig fördert. Man muss die Mitarbeiter dort abholen, wo sie stehen. Und dann muss man sie irgendwo anders hinentwickeln – so entsteht dann Innovation. Angeblich. Aber wer hat sie denn in die Lage gebracht, dass sie „entwickelt“ werden müssen? Ist es nicht so, dass jeder für sich selbst verantwortlich ist? Was denn, wenn Mitarbeiter so richtig toll weiterentwickelt werden und diese dann diesen Aufwand damit belohnen, dass sie das Unternehmen verlassen? Richard Branson hat dazu wohl eine gute Antwort. Man muss aber nicht alles ernst nehmen.

Die meisten Mitarbeiter wollen nicht entwickelt, sie wollen in Ruhe gelassen werden und sie wollen auch nicht für Innovation zuständig sein. Und das ist auch völlig legitim! Selbstverständlich kann man den Mitarbeiter, der meint unbedingt seiner Führungskraft gefallen zu müssen, zu irgendeiner Weiterbildung schicken. Aber nur, wenn sich das gebühren- und reisekostenbezogen im ganz engen Rahmen hält. Es gibt ein Buch, in dem klar belegt wird, dass Weiterbildungen grundsätzlich unsinnig und ohne nachhaltigem Erfolg sind. Also!

Tipp: Am besten ist es, wenn Sie Begriffe wie „Personalentwicklung“ oder „Weiterbildung“ aus Ihrem Führungskraftwortschatz streichen. Sie sind kein Kindergärtner oder Lehrerin, sie sind Führungskraft.


Arbeits-, nicht Wohlfühlplatz

Wir wissen alle, dass Mitarbeiter stetig steigende Ansprüche haben. Die EDV ist zu langsam, der Stuhl ist unbequem, die Maschine ist veraltet, es ist zu heiß, zu kalt, zu luftig, zu stickig … Das kennen wir alle. Und die Arbeit ist natürlich viel zu viel für viel zu wenige Mitarbeiter. Darüber haben dann die Mitarbeiter Zeit sich zu unterhalten. Dass sie dadurch wertvolle Arbeitszeit verschwenden, ist ihnen nicht klar.

Natürlich dürfen Mitarbeiter diese Ansprüche haben; diese haben aber eben nichts mit der wirklich wirklich wichtigen Wirklichkeit zu tun. Denn die Wirklichkeit ist nun mal Arbeit. Dafür wird Lohn und Gehalt bezahlt. Das ist ein all-inclusive-Betrag. Da kann nicht einfach noch diese Leistung und dann noch jene Leistung oben draufgelegt werden. Das kann „Ich-muss-verrückt-sein-Aale-Dieter“ auf dem Fischmarkt. Sie sind nicht Aale-Dieter! Das ist die Arbeit, das ist der Arbeitsplatz und das ist das Geld, das es dafür gibt. So einfach ist das. Das muss nicht anders werden. Und wer verspricht Ihnen denn, dass es besser wird, wenn es anders wird? Niemand. Noch nicht einmal Lichtenberg. Also bleiben Sie bei dem was ist und fertig. Solange die Arbeit gemacht wird, ist die Arbeitswelt eine gute.

Artikel wie zum Beispiel über die Broken-Window-Theorie verwirren im Endeffekt mehr als sie helfen. Ungut. Wirklich wirklich ungut!

Tipp: Kümmern Sie sich nicht um die Arbeitsumgebung der Mitarbeiter, denn sie wären schon längst nicht mehr da, wenn sie so schlecht wären. Und verbieten Sie um Himmels Willen auch, dass Ihre Leute sich ständig miteinander unterhalten. Ein Großraumbüro ist dafür schon mal ein guter Anfang.


Mitarbeiter – Motivation

Natürlich gibt es noch viele weitere Tipps, wie man mit Mitarbeitenden umgehen, sie motivieren oder ihnen auch die Grenzen aufzeigen kann und sollte. Dieser Artikel sollte nur einen kleinen Anstoß geben, um in diese Richtung zu denken.

Empfehlenswert und zum Thema passend hierzu sind immer noch die acht Grundregeln für den Stillstand in Organisationen des legendären Prof. Kruse.

Wenn Sie aber gar nicht anders wollen: Sie können natürlich auch das Gegenteil des hier Geschilderten probieren. Fangen Sie zum Beispiel damit an, dass Sie Ihre Büros nicht in Großraumbüros umbauen. Das wäre schon mal ein Anfang. Vielleicht sogar ein sehr guter!

(Dieser Blog-Artikel wurde erstmals veröffentlicht am 02.09.2018 hier)


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